Note to myself

Die Deutschlehrerinnen der beiden Schulen haben uns auch nach den Stunden hin und wieder Feedback für den gehaltenen Unterricht gegeben. Hier sollen nun die wesentlichen Aspekte aufgeführt werden, die mir für meine spätere Lehrtätigkeit wesentlich erscheinen:

  • keine Suggestivfragen stellen
  • sich immer Gedanken machen über eine effektive Ergebnissicherung
  • SuS bei Textbesprechungen am Text arbeiten lassen, zitieren lassen
  • Ein Gleichgewicht finden zwischen zu starkem Lob und zu wenig Bestärkung
  • Den SuS Zeit lassen, Differenzen ausarbeiten zu lassen
  • Anekdoten helfen, neues Wissen kognitiv zu verarbeiten
  • Nicht scheuen, auch mal einen Lehrervortrag einzubauen
  • Mit Operatoren sicher umgehen können
  • klare und konkrete Aufgabenstellung
  • eine passende Würdigung von Schülerbeiträgen ist immer schwer: „Lehrerecho“, „Bejahendes hmm“, „Kopfnicken“

 

 

Anschlussstunde

Nach unserer Unterrichtseinheit waren wir gespannt, wie die Deutschlehrerin thematisch anschließen würde. Die Lehrerin hatte allerdings vergessen, dass diese Stunde ihre erste Stunde sein sollte. So musste sie improvisieren und die Stunde ungeplant halten.Wir waren selbstverständlich ein wenig enttäuscht, aber auch überascht wie schnell sie eine Unterrichtsstunde aus dem Ärmel schütteln konnte. Zunächst nahm sie Bezug auf den Lernstand und wiederholte so die einzelnen Aspekte der vergangenen zwei Wochen. Wo stehen wir? Was haben wir gemacht? Genannt wurde: Autoren im Exil, sprachliche Unterschiede, Stellungsnahmen von Autoren, ein Autor ist in Deutschland geblieben, Verlust der Muttersprache, innere Emigration. Gottseidank, die SuS haben etwas behalten aus unserem Unterricht!

Aufgearbeitet werden mussten jedoch Fragen wie:

Muss es immer Nazi-Deutschland sein, wenn man von Exilanten spricht?

Zu welcher Gattung gehören Gedichte und welche Gattungen gibt es nochmal?

Was ist der Unterschied zwischen einem Vers, einer Zeile und einer Strophe?

Zudem sprach die Lehrerin die fehlenden Hausaufgaben an: „Kaum einer hat die Hausaufgaben in den letzten Stunden gemacht. Wat mach mer da außer 0 Punkte zu vergeben?“ So bindet die Lehrerin die SuS ein und macht es zu einem Problem, das alle etwas angeht. Die SuS meinen, dass sie alt genug seien, sich der Verantwortung bewusst zu sein. Sie würden schon irgendwann merken, dass die fehlenden Hausaufgaben auch zu einer schlechteren Note führen.

 

 

Literarische Epochen

In der S1 der Schule meiner Tandempartnerin müssen die SuS im Februar und März Präsentationen der literarischen Epochen von der Barockzeit bis zum Expressionismus halten. Die Idee hierzu wurde von allen Deutschlehrern der S1 zusammen entwickelt und in der gleichen Zeit durchgeführt.

Die Lehrerin hat im Vorfeld die Vorgaben zur Gestaltung der Referate wie folgt angegeben:

1. Vortrag (Powerpoint oder Folien: in jedem Fall visualisiert!)

2. Handout (Thesenpapier) mit Quellenangaben!

  • wichtigste Informationen zur jeweiligen Epoche (Eckdaten, Inhalte, Personen, Werke)
  • Beispieltext (Gedicht) mit Aufgaben für den Kurs

3. Bearbeitung des beispielhaften Gedichts mit dem Kurs

4. Abgabe des Handouts in der Sitzung vor dem Referatstermin!

Die SuS halten ihre Referate in einer Gruppe von maximal vier Personen. Die Lehrerin hielt sich während der gesamtem Präsentationsphase zurück und wirkte nur bei organisatorischen Schwierigkeiten ein. Es fällt bei fast jeder Referatsgruppe auf, dass es den SuS schwer fällt, die Zeit angemessen einzuteilen. Gerade die Aufgabenverteilung und das gemeinsame Erarbeiten von Interpretationsansätzen dauert länger als von ihnen eingeschätzt. Die „Frontal-Phasen“, d.h. die Phasen, in denen die Referatsgruppe die wichtigsten Merkmale der Epoche beschreiben, werden eher monoton und wenig abwechslungsreich gestaltet. So wird entweder von Zetteln oder gleich von den Folien abgelesen. Erst in der Phase, in denen sich die SuS selber in die Lehrperson versetzen müssen, zeigen sie viel Kreativität: „Platzdeckchen-Methode“, „Rate-Quiz“, „Frage-Fußball“, Gruppenarbeiten und vieles mehr.

Hier ein Einblick in die Handouts der Schüler: Präsentationen

Erst nach der sechswöchigen Phase werden den SuS ihre Noten mitgeteilt. Wie es wahrscheinlich immer der Fall ist, sind auch hier wieder einige SuS mit ihren Noten nicht einverstanden und möchten über diese diskutieren. Die Lehrerin lässt sich auf eine Notenverhandlung nicht ein und verweist auf ihre anfangs getätigte Begründungen. Der Notendurchschnitt der Referate hält sich im Mittelfeld.

 

Das vierte Semester #1

Das vierte Semester ist von der Behörde thematisch nicht vorstrukturiert und ermöglicht es so, den Lehrenden als auch den SuS nach Interessenslage zu gehen. Die Deutschlehrerinnen meiner Schule einigen sich darauf, die SuS entscheiden zu lassen, womit sie sich in dem folgenden Semester beschäftigen möchten.

Die Lehrerin entscheidet sich dazu, die SuS auf einem „literarischen Basar“ auszuhandeln, welches Thema das interessanteste ist. Hierzu schlägt sie folgende Themen unter dem Aspekt Weltliteratur vor:

  • Nobelpreisträger und das ausgezeichnete Werk
  • Verfilmte Literatur (Schlink, Der Vorleser; M. Walser, Ein fliehendes Pferd)
  • Sogenannte Standardwerke der Weltliteratur (Was muss „man“ gelesen haben?)
  • Verantwortung des Wissenschaftlers in der Literatur (Dürrenmatt, Kipphardt, Brecht)
  • Literaturgeschichte, z.B. Realismus, Naturalismus (Fontane, Hauptmann)
  • Gesellschaftliche Utopien (Orwell, Huxley)
  • Romeo- und Julia-Motiv (anhand unterschiedlicher Roman- und Dramenausschnitte, Film- und Bildmaterial)

Zudem können die SuS Themen auswählen, die sie selber als wichtig erachten.

Die SuS haben 40 Minuten Zeit eine Rede für ihr Themengebiet zu erstellen. Auf dem „literarischen Basar“ sollten die SuS so ihre Vorschläge nicht nur vorstellen, sondern versuchen in einer flammenden Rede, ihr Thema erfolgreich durchzusetzen, die MitschülerInnen zu überzeugen.

Das Vorgehen ist hierbei das folgende:

  • Überlegt in der Gruppe mögliche Unterthemen oder Fragen, die beantwortet werden könnten. Je differenzierter, desto besser!
  • Macht Vorschläge, -wie ihr den Themenkomplex behandeln wollt
  • – wie die Ergebnisse vermittelt werden könnten
  • – wie das Produkt aussehen könnte

Die Reden fallen nach dem 40 Minuten wenig emotional und enthusiastisch aus. Nichtsdestotrotz zeigt sich, dass fast alle SuS die Standardwerke der Weltliteratur im folgenden Semester behandeln möchten.

Die SuS erhalten in der folgenden Doppelstunde einen Arbeitsplan für das kommende Semester. Die SuS sollen sich in Gruppen den jeweiligen Büchern zuordnen:

  • Bildnis des Dorian Gray – Oscar Wilde
  • Der Gott des Gemetzels – Yasmina Reza
  • Der alte Mann und das Meer – Ernest Hemingway
  • Wüstenblume – Waris Dirie
  • Drachenläufer – Khaled Hosseini
  • Mephisto – Klaus Mann

Nach jeweils drei Wochen eigenständigen Erarbeitens müssen die Gruppen eine der Teilaufgaben im Plenum vorstellen. – Eine Buchkritik schreiben, den Vergleich zu einem Film schreiben, einen Inneren Monolog schreiben und die Besetzung der Protagonisten für eine Theateraufführung casten. Dies soll gewährleisten, dass auch die übrigen SuS einen Einblick in die Werke bekommen und Druck aufbauen, tatsächlich an ihren Aufgaben kontinuierlich zu arbeiten.

Leider konnte ich nur in den Gruppenphasen hospitieren und habe somit die Präsentationen nicht beobachten können. In den Gruppenarbeiten zeigte sich jedoch, dass manche Gruppen mehr und engagierter arbeiteten als andere. Nichtsdestotrotz hielten sich die SuS an den Ablaufplan und zeigten der Lehrerin eine Woche vor der Präsentation, dass sie bereit sind, ihren Vortrag zu halten. Der Vortrag muss hierbei nicht in der Gruppe absolviert werden, sondern kann ebenso in einer Einzelarbeit ausgearbeitet werden. Die Lehrerin lässt den SuS während der Gruppenarbeitsphase den Freiraum, sich entfalten zu lassen, wie sie möchten. Dennoch zeigt sie sich präsent, setzt sich immer wieder an die Gruppentische und beantwortet thematische Nachfragen. Die SuS zeigen sich motiviert in der Mitarbeit und scheinen sich anerkannt zu fühlen, da sie die Struktur des vierten Semesters mitbestimmen durften. Jediglich drei der 25 SuS scheinen wenig Interesse an dem Thema zu haben. Sie sind leistungsschwache SuS, die der Lehrerin auch im Vorfeld immer wieder zeigten, dass ihnen die Institution Schule an sich nicht wirklich zusagt.

Versteht euch als Team

 

Nach den Weihnachtsferien werden sowohl in der S1 als auch in der S3 die korrigierten Klausuren zurückgegeben. In der S1 muss eine Schülerin während der Besprechung im Nachbarraum unbeaufsichtigt nachschreiben. Die Klausur ist so schlecht ausgefallen „hab mich köstlich amüsiert“, dass sie genehmigt werden muss: 11 SuS waren „trotz weihnachtlicher Milde“ unterm Strich. Die Lehrerin sagt von sich selbst, dass sie eine strenge Lehrerin ist und gute Noten nicht so leicht bei ihr zu erreichen seien. Während meinen Beobachtungen im Schulalltag ist mir die Lehrerin zwar als konsequent aufgefallen, jedoch auch immer fair und im offenen Gespräch mit ihren SuS.

Es zeigt sich auch hier, dass die Deutschlehrerin großen Wert darauf legt, die SuS gut auf ihre Abiturprüfung vorzubereiten und einen sicheren Umgang gerade auch mit den sogenannten Operatoren und die mit ihnen einhergehenden Kompetenzbereiche  zu gewährleisten. In der Klausur wurde vor allem verlangt, sich eine eigene Meinung zu bilden (wichtigste Kompetenz! Müsst ihr können! Hier sind die größten Probleme! Abituranforderung!!).

Da diese Doppelstunde ausschließlich um die Klausurrückgabe und die Besprechung der Note ging, war der Unterricht frontal ausgerichtet und stark geleitet. Die von der Lehrerin gesetzten Impulse erfolgen hier an der richtigen Stelle und motivieren die SuS sich bis dahin Ungeklärtes zu erarbeiten und mehr oder weniger selber auf den richtigen Ansatz zur Beantwortung der Frage zu gelangen. Die Lehrerin motiviert die SuS in einen Austausch miteinander einzutreten und als Team zusammenzuarbeiten „Versteht euch als Team – leiht euch die Klausuren untereinander aus – lernt voneinander!“

Für mich festzuhaltende Aussagen der Lehrerin:

  • Das Argumentieren muss sitzen, müssen nochmal wiederholen
  • Aufgabenentschlüsselung ist das A&O jeder Klausur, nicht nur in Deutsch
  • Oberstufe meint: wissenschaftliches Arbeiten lernen
  • Was heißt eigentlich Rezeptionsgeschichte? – Warum schlagt ihr das nicht nach, wo ihr doch einen Duden vor euch habt?!
  • Hast du ne Idee? Bist doch sonst so brilliant im Formulieren!

 

Auch in der S3 ist die Klausur nur mäßig ausgefallen (7 von 16 haben einen Unterkurs). Das Gedicht Leises Licht von Ulla Hahn sollte analysiert und Interpretiert werden:

  1. Analysiere und interpretiere das Gedicht “ Leises Licht“ in Hinblick auf die Beziehung des Paares und den Liebesbegriff, der hier zugrunde liegt
  2. „Nichts ist versprochen“ lautet der Titel unserer im Unterricht bearbeiteten Anthologie. Setze diesen Titel in Beziehung zur Sichtweise von „Liebe“ in diesem Gedicht von Ulla Hahn

Die Besprechung der Klausur erfolgt ähnlich wie in der S1. Auch hier wird auf die Aufgabenentschlüsselung hingewiesen.

 

Die Bedeutung von Natur

Ein wichtiger Bestandteil des Romans „Die Leiden des jungen Werthers“ ist die Bedeutung der ausgiebigen Naturbeschreibungen.

In der ersten Schule wurden die SuS an die Thematik durch die visuelle Darstellung von Landschaften herangeführt.

  1. Versehen Sie die Landschaftsbilder Goethes mit aussagekräftigen Titeln.
  2. Ordnen Sie zwei Bilder einer Landschaftsdarstellung im „Werther“-Roman zu. Schreiben Sie entsprechende Zitate zu den Bildern.
  3. Welches Bild entspricht Werthers Naturempfinden am ehesten? Begründen Sie Ihre Meinung

Es zeigte sich, dass es den SuS schwer fiel, den Bildern aussagekräftige Titel zu geben. Gerade vor dem Hintergrund, dass diese auch auf dem Roman zu übertragen werden sein. Es dauerte eine gewisse Zeit, bis sich die SuS auf die Aufgabe einlassen konnten. Die Lehrerin veränderte hieraufhin die Aufgabenstellung insofern, als dass nicht unbedingt alle drei Bilder betitelt werden müssen. Auch reichte sie die folgende Aufgabe zur Hilfestellung hinzu.

Untersucht Werthers Erfahrung und Darstellung der Natur in den folgenden Textstellen.

Gruppe 1: Brief vom 10. Mai

Gruppe 2: Brief vom 18. August

Gruppe 3: Brief vom 12. Dezember

Arbeitsschritte:

  1. Lesen und unterstreichen der Textstelle in Einzelarbeit.
  2. Besprechen und vergleichen der Erkenntnisse in der Gruppe.
  3. Festhalten der Ergebnisse auf Folie.

Mithilfe der konkreten Textstellen bekamen die SuS eine bessere Vorstellung von der Verbindung der Bilder mit den Inhalten des Romans. Es zeigte sich, dass auch erst hier den SuS ins Gedächtnis gerufen wurde, wie präsent die Naturbeschreibungen in „Die Leiden des jungen Werthers“ sind.

In der zweiten Schule konnte ich leider nicht an der Besprechung der Naturbeschreibungen teilhaben. Die Deutschlehrerin gab mir allerdings das folgende Arbeitsblatt Der Wunsch nach Selbstverwirklichung. Die SuS hätten gut gearbeitet und sich in der späteren Diskussion sehr engagiert gezeigt.

 

Werther Podiumsdiskussion

Die Deutschlehrerin meiner Schule legte während der gesamten Hospitation großen Wert darauf, die SuS so vielfältig wie möglich anzusprechen. So setzte sie auch bei der Erarbeitung der Themen in „Die Leiden des jungen Werther“ produktionsorientierte Aufgaben ein. Den SuS wurde ein Arbeitsblatt ausgeteilt, in dem der Selbstmord von Werther bearbeitet werden soll Selbstmord – Appell an die anderen. Zunächst werden Definitionen von Begriffen wie Neurose, Depressionen und Aggressionen gelesen und in Kleingruppen besprochen. Im nächsten Schritt überprüfen die SuS, inwiefern die geschilderten Symptome und Mechanismen, auch bei Werther wiederzufinden sind. Zuletzt werden fünf SuS ausgewählt, die an einer Podiumsdiskussion zu dem Thema „War der Selbstmord Werthers krankhaft bedingt?“ teilnehmen. Ein Interviewer stellt nun Fragen an die „Experten“. Keiner der SuS möchte freiwillig an der Diskussion teilnehmen, sie zeigen sich unwillig. Denn gerade hier zeigt sich, wer die Aufgabe in der letzten Stunde gewissenhaft bearbeitet hat. Gerade dem Interviewer fiel es schwer, sowohl Fragen zu stellen als auch die Diskussion zu leiten.

Ab Gesang

Die Lehrerin der S3 strukturiert ihren Unterricht insgesamt sehr schülerzentriert und nimmt sich oft fast vollständig aus dem Unterrichtsgeschehen raus. In Gruppenarbeiten erarbeiteten sich die SuS die Unterrichtsinhalte und -ergebnisse meist selbst. In dieser und der nächsten Doppelstunde haben die SuS so Zeit, sich die ausgeteilten drei Arbeitsblätter zu erarbeiten. Das Gedicht Ab Gesang von Ulla Hahn soll anhand von sechs Leitfragen analysiert und interpretiert werden: Ab Gesang

 

Ab Gesang

Ich halt dich nicht mehr
aus hau ab ins Grab
gewiss werde ich dir folgen
nie und nimmermehr
schick ich dem Ach ein
Weh noch hinterher

Zieh deine Leine Liebster ein verdufte
wie eine Rose müde ist vom
Kosen hast du dich nie müd gemacht.
Ach wie gemalt in deinen Hosen
fiel ich auf dich
herein auf deinen Teppich
aus Worten fein gewirkt und
gewoben hast du mir manchen Tag
Traum hast du mir zerstört.

Ich halt dich nicht mehr
aus hau ab im Paradies
gewiss bist du gut aufgehoben.

Erst in der fünften Stunde werden die Ergebnisse im Plenum zusammengetragen. Überraschenderweise (die Klasse zeigte sich nach  zwei Monaten Liebeslyrik zunehmend demotiviert) kam die Klasse sehr schnell in eine engagierte Diskussion.

Bei der Beantwortung der vier Leitfragen

  1. Um was geht es?
  2. Welche sprachlichen Gestaltungsmittel fallen auf?
  3. Wer spricht hier?
  4. Wie ist der gedankliche Aufbau?

wurden verschiedene Positionen vertreten. Zwar waren sich alle einig darüber, dass das Gedicht einen negativ konnotierten Liebesbegriff thematisiert. Das Lyrische Ich richte seine Worte an einen „Liebsten“ und beschreibt seine Gefühle. Doch die Formulierung des Themas fiel schwer und die SuS zeigten sich uneins in der Frage, ob der Angesprochene noch geliebt wird. Soll er wirklich gehen? Und wenn ja, wieso ins Paradies? Gerade die letzte Strophe zeigt sich hier als Scheidepunkt. Die Lehrerin muss bei dieser Diskussion nur Impulse setzen, die nicht wirklich leitend sondern eher Gedanken-anreizend wirken. Die Lehrerin zeigt sich zudem sehr interessiert an jeder einzelnen Aussage und wertschätzt diese. Es herrscht eine positive Atmosphäre, die auch die Jungen motiviert, sich mit dem Gedicht auseinanderzusetzen.

 

Gedichtwand

Die SuS haben in der letzten Doppelstunde die Aufgabe bekommen, ein eigenes Liebesgedicht zu verfassen. Hierzu wurde ein Arbeitsblatt ausgeteilt , dass verschiedene Formen von Gedichten darstellt: Elfchen, Akrostichon, Sonett, Haiku. Den Erzählungen der Lehrerin zufolge zeigten sich die SuS zunächst wenig motiviert, gerade die Jungen. Doch das Arbeitsblatt half ihnen und gab eine wenn auch variabel Struktur vor.

In dieser Stunde wurden die Gedichte wie folgt vorgestellt. Anonym sollten die SuS ihre Gedichte an die Fensterwand heften und somit allen bei einem Rundgang die Möglichkeit geben, jedes Gedicht zu lesen. Am Ende sollte jeder SuS drei rote Punkte vergeben, für die Gedichte, die ihnen am Besten gefallen haben. Drei Gedichte wurden hierdurch zu den gelungensten ernannt.

Doch um alle Gedichte zu wertschätzen, sollten die SuS im Anschluss alle Gedichte auf eine Leinwand schreiben, um sie in den Flur der Schule zu hängen. Die Lehrerin ermutigt die SuS immer wieder, dass sie sich nicht für ihre Gedichte zu schämen brauchen, sondern vielmehr stolz auf die tollen Resultate sein können. Die SuS sind sehr motiviert, die Leinwand kreativ zu gestalten.Gerade durch die Ermunterung der Lehrerin lernen die SuS, dass auch oder gerade emotionale Schriften kein Grund zur Scham sind, sondern ein literarische Ausdrucksform, die Lob verdient.

 

Aussicht auf Unterstützung

Heute hat sich die Möglichkeit eröffnet, dass ich mit einer Kommilitonin zusammenarbeiten kann, die ebenfalls ohne Tandem-Partnerin im Kernpraktikum steht. Ihr Schule ist nicht weit von meiner und so ist es möglich zu pendeln. Und vor allem zusammen zu unterrichten und Unterrichtskonzepte zusammen auszuarbeiten!

Heute bin ich das erste Mal in der S1. Auch hier werde ich relativ schnell akzeptiert, von einen mehr von anderen weniger. Es ist schon ein eigenartiges Gefühl, SuS unterrichten zu wollen, die teilweise gerade mal sieben Jahre jünger sind. Das Thema in der S1 ist Die Leiden des jungen Werther von Goethe. Ich habe das Buch selbst das letzte Mal in der elften Klasse gelesen und muss mich so selber einarbeiten. Glücklicherweise ist mein Begleitseminar so strukturiert, dass wir uns mit den aktuellen Themen der Oberstufe sowohl inhaltlich als auch didaktisch auseinandersetzen. Gerade der Austausch mit den Kommilitonen erweist sich als sehr gewinnbringend.